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Museen
 

Das Ritual der gemeinsamen Essensaufnahme, die Kunst des Tischdeckens und des angemessen Benehmens blickt auf einen beschwerlichen Lernprozess zurück. Lange Zeit waren sie weit entfernt von dem Modell, was Nobert Elias unter der Bezeichnung "höfische Gesellschaft" beschreibt: "Selbstkontrolle, Respekt vor dem anderen, Beherrschung der Gefühle, Eingebungen und spontaner Bewegungen, eine spezielle Rationalität, eine strenge Auffassung von Scham und Zuneigung.
Um 1480 empfiehlt Jean Sulpice in seinem Büchlein über die nützlichen Sitten bei Tisch , die Hände nicht zu lange im Topf zu lassen, nicht "das Fleisch mit den Fingern zu zerlegen", nachdem man "mit der Hand ein unziemliches Körperteil gekratzt hat". Schmierige, "schmutzige und fettige" Finger abzulecken oder an den Kleidern abzustreifen, hält Erasmus (1530) für "eine große Unhöflichkeit".

Zu einer schön gedeckten Tafeln gehören neben diversen Köstlichkeiten und Leckereien das Geschirr und Besteck. Die Teller in der uns vertrauten Form kam erst im 16. Jahrhundert auf. Vorher benutzte man statt dessen meist runde Holz- oder Zinnplatten. Bis zu Beginn des 13. Jahrhundert begnügte man sich mit einer Brotscheibe als Untersatz oder steckte das Fleischstückchen direkt aus der großen Schüssel in den Mund.


Die Kunst des Tischdeckens entwickelte sich erst in der Renaissance, als die ersten stabilen Tische aus Massivholz mit Schnitzereien aufkamen. Der Tisch, der ausschließlich den Mahlzeiten vorbehalten war, stammt aus dem Jahre 1770.
Ende des 18. Jahrhunderts sind die letztlich sehr komplexen Handgriffe für den Umgang mit Messer, Gabel und Löffel allgemein bekannt und man verstand es, sie mehr oder weniger geschickt zu verwenden. Nun spielte mehr die Kunst der Haltung bei Tisch, das Essen und Genießen und die Konversation ein Rolle bei der sozialen Einstufung des Individuums und diente der Unterscheidung zwischen den Schichten.
Im 17. Und 18 Jh gaben die Mächtigen und Adeligen im allgemeinen ihre gesamten Einkünfte für Repräsentation und Selbstdarstellung aus. Dazu gehörte auch die Ausrichtung von Festmählern mit ungeheurer Üppigkeit, mehreren Gängen und dazu passendem Geschirr. Sie dienten weniger dazu den Hunger zu stillen, als vielmehr der Augenlust und der geistigen Befriedigung, die ihnen dieses Bild des Überflusses, der Erfindungsfreude und der Vielfalt verschaffte. So wurde im 18. Jahrhundert bei festlichen Anlässen wie Geburts- oder Namenstagen, Hochzeiten, Taufen oder auch politischen Ereignissen der Tisch mit kunstvollen Aufsätzen geschmückt. Wahre Gemälden aus buntgefärbten Sand und manchmal mehrere hundert Figuren, die Jagdszenen, Episoden aus der Mythologie, Portrait von Dichtern und Denkern zeigten wurden zur Unterhaltung der Festgäste arrangiert.
Riesige Geldbeträge mußten die Fürstenhäuser für den Erwerb des Porzellans aufbringen,bis 1709 Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und seinem Gesellen Böttcher als ersten Europäern die Herstellung von Porzellan gelang.

Die Europäer hatte viele Versuche unternommen, das "weiße Gold" nachzuahmen bzw. nachzuerfinden, das seit dem 13. Jahrhundert auf l angen und kostspieligen Handelsrouten aus Asien nach Europa kam. Der Grundstoff des Porzellans, das Kaolin, erhielt seinen Namen nach dem chinesischen Fundort Kao-ling. Echtes Porzellan wird in China seit dem 13. Jahrhundert hergestellt. Unter Kaiser Sheng Tsu (gekrönt 1662-1723) gelangte die chinesische Porzellanfertigung zu ihrer Blüte.

Das von Tschirnhaus und Böttcher entwickelte Herstellungsverfahren von Porzellan ließ sich nicht lange geheimhalten und es entstanden zahlreiche Porzellanmanukaturen. 1717 erfolgte die Gründung einer Porzellanmanufaktur in Wien und 1720 in Venedig. Die Zahl der Manufakturen nahm schnell zu: 1746 Höchst, Neudeck (später Nymphenburg) . Am 11. Januar ordnet Herzog Carl I. von Braunschweig die Gründung einer Porzellanmanufaktur in Fürstenberg an. Nach der Manufaktur Meißen (gegründet 1710) war es die zweite fürstliche Porzellanmanufaktur im deutschsprachigen Raum, die kontinuierlich bis heute produziert.

Und nun sind wir endlich auch am Ort des Geschehens, in Norddeutschlands einziges Porzellanmuseum. Es befindet sich in einem denkmalgeschützten, restaurierten Renaissanceschloss. In historischen und aktuellen Sammlungen werden hier drei Jahrhunderte Porzellankultur aus Fürstenberg dokumentiert. Wechselnde Ausstellungen zeigen ebenso Werke aus den Bereichen Kunst und Gestaltung.



Der Besucher kann das Herstellungsverfahren von Porzellan anhand eindrucksvoller Exponate und eines anschaulichen Films nachvollziehen. Neben vielen Beispielen historischer und neuzeitigen Tischdekoration, werden unterschiedliche Serviceformen des Rokkoko , Historismus und des Klassizismus gezeigt,sowie zahlreiche Beispiele der Landschafts-, Blumen- und Obstmalerei.

Verspielte Leichtigkeit :
Diese Epoche, die wegen Abgrenzungsschwierigkeiten
oftmals als "Spätbarock&" bezeichnet wird, folgte
dem Barock und trat von 1720-1770/80 besonders
in Frankreich, Deutschland und Italien hervor und mündete
Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts in den Klassizismus.
Im Rokkoko wandelten sich die schweren, prunkvoll
pathetischen Formen des Barock ins Leichte, Aufgelöste,
Zarte und Zierliche.

 
Der Klassizismus war eine in Europa und Nordamerika
vorherrschende Stilepoche zwischen 1750 und 1830, zu
der Biedermeier, Directoire, Empire und Louis-seize gehören.
Ziel dieser Strömung war es, die intime Verspieltheit
des Rokkoko und die Überladenheit des Spätbarock zugunsten
einer "klassischen" Formstrenge zu überwinden.
Der Klassizismus steht mit den revolutionären Ereignissen
in Frankreich (Französische Revolution) und Nordamerika in
Zusammenhang. Er hatte somit auch eine ideologische Funktion,
indem er das demokratische Ideal der griechischen Antike, welches
man in der antiken Kunst reflektiert sah, zum Ausdruck bringen sollte.

 

Sonderausstellungen.
"Mahlzeit!" - Von der Suppe zum Dessert
23. Juni bis 19. September 2004
"Von der Suppe zum Dessert" verrät, wie sich der gedeckte Tisch im Wandel der Zeit verändert hat. In Tisch-Inszenierungen werden die verschiedenen Wandlungen und Neuerungen von Speisenfolge und Tischdekoration sichtbar, kostbares Porzellan, aber auch Gläser und Bestecke sowie zeitgenössische Darstellungen sollen die Präsentation ergänzen. Die Ausstellung ist Teil des gemeinsamen Aktionsjahres "Mahlzeit! Kultur des Essens und Genießens" in etwa vierzig Museen der Museumsinitiative Ostwestfalen-Lippe