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Museen
 

Intro Tuchmachermuseum Bramsche

Vier Jahrhunderte arbeiteten die Bramscher Tuchmacher in der Mühlenanlage des Fürstbischofs von Osnabrück, die der Bearbeitung von Leder, Korn, Tuchen, Leinen, Öl und Holz diente und die Grundversorgung der Bevölkerung sicherte. Das Museum zeigt auf 2000 qm den Übergang vom Handwerk zur Industrialisierung und die insgesamt 18 Arbeitsvorgänge von der Schafwolle bis zum fertigen Tuch, die sich Jahrhunderte lang kaum verändert haben.

Das ehemalige Fabrikationsgebäude wurde für das Museum neu eingerichtet, denn alle Maschinen wurden 1972, nach der Schließung der Fabrik, demontiert und verkauft. Die ausgestellten Maschinen sind Zukäufe, trotzdem hat man den Eindruck, als hätte sich seit 1925 nichts verändert.

Maschinenhalle heute und 1925

Betritt man den großen dunklen Spinnereisaal, das Herzstück des Museums, sieht man zur Linken die mit groben und feinen Nadeln bestückten Walzen der Krempelmaschinen. Hier wurde die zuvor sortierte, gewaschene und gewolfte Wolle zu einem dicken Flor gelegt.

Walzen der Krempelmaschine

Zur Rechten steht der die gesamte Hälfte des Raumes einnehmende Selfaktor, auf dem die zuvor gekrempelte Wolle versponnen wurde. Ein Film erläutert die einzelnen Arbeitsschritte und zeigt die Maschinen in Funktion. Bemerkenswert, wie sich der riesige Selfaktor vor und zurückbewegt, die zuvor in Strängen geteilte Wolle zieht, verspinnt und aufspult, ohne dass ein Faden reißt. Nebenan verrichtet ein Webstuhl lautstark seine Arbeit, was dazu führt, dass die Filme akustisch nur schlecht nachzuvollziehen sind.

Ein Stockwerk höher erläutert ein Film die stundenlange und mühsame Arbeit der Webvorbereitung. Dieser sehr komplexe und wichtige Arbeitsschritt ist einer der entscheidenden Schaltstellen bei der Herstellung eines Tuches. Er scheint aus schier unendlichem Auf- und Abwickeln, Zwirnen und Einfädeln zu bestehen. Unspektakulär und leise, ohne auffällige Maschinen verlangt er die ganze Konzentration des Besuchers. Hier entstehen Garne auf Kreuzspulen für die Färberei, Schussgarne für die Webschützen, Kettgarne für die Webstühle. Die Webvorbereitung fand meist in den heimischen Werkstätten statt. Auch die Webstühle waren Privateigentum der Tuchmacherfamilien und standen in den eigenen Handwerksbetrieben und Kleinfabriken, im Gegensatz zu den Spinn- und Krempelmaschinen, die Eigentum aller Mitglieder der Tuchmachergilde von Bramsche waren.

Das Leben der Tuchmacher erläutern Tondokumente einen Raum weiter. Sieben Tuchmacher werden vorgestellt. Sieben Erzählungen vom Leben und Arbeiten aus den letzten 200 Jahren auf dem Mühlenort, rekonstruiert aus Kirchen- und Anschreibebüchern, Steuerlisten, Fotos, Briefen und Erzählungen. Sie geben einen Einblick in das oft harte, entbehrungsreiche und traurige Dasein als Tuchmacher oder Industriearbeiterin.

Lustiger wird es im Dachgeschoss. Es zeigt den Strukturwandel der Textilindustrie, das Maschinenleben von 1800-2000 und, besonders spannend und anschaulich: Rohstoffe im Vergleich.

Leuchtische mit Faserstrukturen

Leuchttische ermuntern zum Erraten von Faserstrukturen (mit oft niederschmetternden, aber auch verblüffenden Ergebnissen), Mikroskope zeigen Gewebe und Fasern in Vergrößerung und schließlich kann man noch mit einer Art Frage- und Antwortspiel sein Grundwissen über Kleidung, Gewebe und deren Verhalten testen.

In einem anderen Gebäude werden die Maschinen zur Weiterverarbeitung und Veredelung der Gewebe gezeigt. Zuerst wurde das Rohgewebe mit Hilfe von Feuchtigkeit, Soda, Seife oder auch bis Ende des 19. Jahrhunderts mit Säuren aus verfaultem Urin, Wärme und mechanischer Reibung gewalkt. Dieser Prozess war und ist nur bei Wollgeweben möglich, die Filzfähigkeit der Wolle ist einzig unter den Textilfasern. Die Stoffe wurden geraume Zeit mit Maschinen gedrückt, gepresst und gestaucht, bis der gewünscht Grad der Verfilzung erreicht war. Das gewünschte Gleichmaß erhielt der Stoff in der Trockenappretur. Hier wurde gedämpft, geraut, gebürstet und geschoren. Hervorzuheben ist, dass jeder dieser Arbeitsschritte ein gesondertes Handwerk war. Walker war ursprünglich ein ehrbares Handwerk mit großer Verantwortung, zum Teil mit eigener Gilde, und bis zur Industrialisierung war die Trockenappretur das Arbeitsfeld der Tuchscherer (Rauen und Scheren) und der Tuchbereiter (für die Verfeinerung).

Das Besondere der Stoffe aus Bramsche war die Farbe. Als "Bramscher Rot" wurde das Scharlachrot des aus Thüringen zugewanderten Schönfärbers M.A. Wolff (1709-1781) weithin bekannt und wurde für Frauenröcke und vor allem für die Uniformen der hannoverschen und englischen Soldaten verwendet. Das leuchtende Feuerrot war eine Krappfärbung und konnte nur im Zinnkessel gelingen, wurde aber, letztendlich auch aufgrund des steigenden Bedarfs, im Laufe des 19. Jahrhunderts mit synthetischen Farben hergestellt. Der allgemeine Strukturwandel in der Textilindustrie führte zum Niedergang der Bramscher Tuchindustrie. Hinzu kam aber auch, dass sich das Innungswesen mit dem Verbund der Meisterbetriebe als Unternehmensform überlebt hatte und dass ein wichtiges Standbein der Bramscher Tuchmacher, die Heereslieferungen, nach der Gründung der Bundeswehr 1955 wegfiel.

Der dijubär und die Maschinen

Tuchmachermuseum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramssche
Tel.. 05461 9451-10

Öffnungszeiten:

Di.-So. von 10.00 -17.00 Uhr

www.tuchmachermuseum.de